Hallo, wir sind die Neuen!

Wir wären gern zu Hause geblieben

Ahmad, 26 und Alaa, 19

Wir kommen beide aus Nordsyrien und sind verheiratet. Erst seit drei Tagen sind wir hier, nachdem wir einen Monat unterwegs waren. Von Syrien über die Türkei und Griechenland mit einem kleinen Boot, dann zu Fuß und eine kurze Strecke auch mit dem Taxi.

Ahmads Bruder und sein Neffe sind tot. Sein Onkel ist seit 4 Jahren im Gefängnis und keiner weiß, wie es ihm geht und ob er noch lebt.

Am meisten vermissen wir unsere Familien in Syrien. Und am meisten wünschen wir uns ein Leben in Sicherheit und ohne Krieg.

Wir haben kaum etwas mitnehmen können aus Syrien. Am ehesten erinnert uns das syrische Geld noch an die Heimat. Das haben wir aber jetzt gerade nicht dabei.

Nazir, 33

„…ich bin aus Afghanistan, aus Kabul. Ich war zwei Monate unterwegs mit Bus, Boot und zu Fuß und der Weg war so unendlich schwierig! Am meisten vermisse ich meine Familie in Afghanistan und meinen kleinen Sohn.

Der ist das Wichtigste, von dem kann ich ein Foto zeigen!

Mein größter Wunsch: Frieden! Das ist hier der große Unterschied zu Afghanistan.“

Bashar

„…ich komme aus Homs in Syrien. Bin über die Türkei, Griechenland, Makedonien, Serbien, Ungarn und München nach Berlin gekommen, wo ich nun seit einem Monat bin. Ich ärgere mich sehr, dass ich nichts mehr aus meiner Heimat habe, nichts mitgebracht habe!

 

In Syrien war ich Journalist.Im Gegensatz zu Syrien gibt es in Deutschland Menschlichkeit und Respekt. Ich habe schon dreimal den deutschen Boden geküsst, so froh bin ich, hier zu sein! Mein Traum ist es, bei einer deutschen Familie zu leben und noch mehr Deutsch zu lernen. Aber – so schlimm es in Syrien ist, das Land steht für mich immer noch an erster Stelle.“

Bashar spricht schon recht gut Deutsch und hat immer ein Heft bei sich, in dem er arabische Sätze mit der deutschen Übersetzung aufgeschrieben hat.

Ahmad, 18

„…ich komme aus Idlib in Syrien und bin mit meiner Schwester und ihrer Familie hierhergekommen. Seit einem Jahr bin ich nun hier, seit drei Monaten lerne ich Deutsch an einer Schule. Im Moment helfe ich aber hier neu angekommenen Flüchtlingen.

Ich vermisse den Rest meiner Familie sehr, bin aber so froh, hier in Deutschland zu sein!

Hier bin ich sicher, hier ist kein Krieg, hier muss ich keine Angst haben!

Erinnerungen an meine Heimat sind vor allem Fotos und Geld. Beides kann ich aber nur auf dem Smartphone zeigen.“

Golam, 19

„…ich komme aus Baghlan, dem Norden von Afghanistan und bin nun seit einem Jahr in Deutschland. Ich war lange unterwegs, u.a. habe ich mich zwei Tage unter einem Zug festgeklammert. Das war sehr gefährlich. Ansonsten mit einem Boot und zu Fuß. Vom Iran nach Deutschland habe ich 10 Monate gebraucht.

 

Ich habe gar nichts mehr aus der Heimat. Und vermisse meine Brüder und Schwestern sehr. Um meine Eltern mache ich mir auch große Sorgen. Sie sind nicht sicher in Baghlan. Da gibt es viele Taliban, also viel IS.

Mein Traum für die Zukunft: Deutscher werden und ein gutes Leben leben.“

Ahmad, 30

„…ich komme aus Syrien und bin seit zweieinhalb Monaten in Deutschland. U.a. war ich mit einem Boot und auf Lastern unterwegs.

Ich nehme jetzt an einem Deutschkurs teil, den ich aber im Moment aussetze, um hier anderen Flüchtlingen zu helfen.

 

Ich bin schon mit 18 Jahren von Syrien weg. Habe in Dubai, Saudi Arabien und anderen Ländern gelebt und gearbeitet, u.a. für Mei und ACS und überlege, vielleicht nach Canada zu gehen.

Meine Heimat aber bleibt Syrien, weil dort das Grab meiner Mutter ist. Ansonsten: Wo ich lebe ist mein Zuhause!“

Hafiz, 26

„…ich komme aus Kabul in Afghanistan. Ich bin alleine, ohne meine Familie gekommen, war drei Monate unterwegs mit dem Boot, dem Bus und zu Fuß.

 

Ich habe nichts mehr aus meiner Heimat! Selbst das Foto meiner Eltern habe ich verloren. Und ich vermisse sie so sehr!

Ich möchte nur noch Frieden, nach all dem, was ich erlebt habe!“

Mahmoud, 34 und Mohammad, 9

„…wir kommen aus der Nähe von Damaskus aus Syrien und sind seit 3 Monaten in Deutschland. Wir waren drei Jahre unterwegs, u.a. über den Libanon. In Syrien habe ich als Elektroingenieur gearbeitet.

Hier in Deutschland würde ich gern in meinem Beruf weiterarbeiten.

 

Meine Frau war hochschwanger, als eine Bombe unser Nachbarhaus traf. Das Kind kam sofort, ist aber glücklicherweise ein gesundes Mädchen. Mittlerweile sind wir alle hier, meine Frau, meine Kinder und ich.“

Mohanad, 30

„…ich komme aus Damaskus in Syrien und bin seit 22 Tagen in Deutschland. Ich bin alleine hier, ohne meine Familie. Geflohen bin ich über den Libanon, die Türkei, Griechenland, Serbien. Dort bin ich der Polizei entkommen. Durch Makedonien bin ich zu Fuß gekommen.

Dann war ich 7 Tage in Ungarn im Wald mit ein paar Familien, wo wir große Schwierigkeiten mit der Polizei bekamen. Ein Taxi sollte uns dann für 900 Euro bis Budapest bringen.

Es ist aber nur bis zum nächsten Bahnhof gefahren. Ich habe viele Fotos und Videos von meiner Reise.

Ich möchte aber nicht fotografiert werden. Um mich selbst habe ich keine Angst, aber um meine Familie in Syrien.“

Ammar, 24 und Ola, 23

„…wir kommen aus Deralzore in Syrien. Dort haben wir 9 Menschen aus unserer Familie zurück gelassen: unsere Eltern und unsere sechs Schwestern.

Der IS und die Regierungstruppen hatten einen Ring um unseren Ort gezogen. Es gab unendlich viele Tote, die auf den Straßen und im Müll lagen, es gab nichts mehr zu essen… Und wir wollten einfach nur überleben und dieser ständigen Angst vor dem IS und der Regierung entkommen.

Wir vermissen unsere Familie sehr, können aber immerhin im Moment täglich mit ihnen telefonieren.

Nun sind wir hier, sitzen hier rum und warten seit zwei Wochen auf die Nummer. Jeden Tag von 5 Uhr morgens bis 7 Uhr abends sind wir unterwegs, müssen 28 Busstationen von der Übernachtung hierher fahren, müssen das Busticket selbst bezahlen und haben immer noch keine Nummer zugewiesen bekommen.

 

Die Security auf dem Gelände hier ist rassistisch, verhält sich unterschiedlich zu Flüchtlingen aus den verschiedenen Ländern. Die Security aus Türken und Arabern verhält sich uns gegenüber nicht gut, wir bevorzugen die deutsche Security. Die sind neutraler und nett.

Wir sind enttäuscht, erwarten eigentlich nichts mehr. In Syrien stand in der Zeitung und auf Facebook, dass Deutschland Flüchtlinge braucht und will! Merkel habe gesagt, sie schicke ein großes Schiff, um syrische Flüchtlinge abzuholen. Deshalb sind wir auch nach Deutschland gekommen. Wir haben Freunde in Schweden, denen geht’s viel besser, wir möchten auch gern nach Schweden.“

Ola hat erst Ammar gefragt, ob ich sie interviewen darf.

Mohammed, 28

„…ich bin Palästinenser und komme aus Syrien. Ich habe an der Universität in Damaskus economic banking studiert, habe nebenbei gearbeitet, hatte ein Auto und ein eigenes Appartement. Für mich war immer klar, dass ich mein Studium beende und in Syrien lebe.

Dann kam der Krieg. Mein Appartementhaus wurde von der Regierung bombardiert und ich entschloss mich schweren Herzens zur Flucht. Knapp drei Jahre war ich unterwegs. Zwei Jahre davon illegal in Dubai, wo ich als Fischer gearbeitet habe. Dann mit, dem Bus, zu Fuß, dem Taxi, dem Flieger und per Boot, (bei letzterem wäre ich zweimal fast ertrunken) über Dubai, die Türkei, Libanon, Griechenland, Albanien, Montenegro, Serbien, Ungarn, Österreich nach Deutschland. Mittlerweile habe ich hier Asyl bekommen.

 

Ich bin so froh, dass ich noch am Leben bin! So viele Menschen sind auf der Flucht gestorben. Und mittlerweile ist auch der Rest meiner Familie in Deutschland, in Berlin. Wir sind in Deutschland, dem Land, das so viele Flüchtlinge aufgenommen hat wie kein anderes!

Ich habe kaum etwas aus meiner Heimat mitnehmen können. Wichtig ist mir das Geschenk eines Freundes, ein schon lange nicht mehr gültiger syrischer Geldschein. Außerdem die Visitenkarte meines Lieblings Cafés aus meinem früheren Leben als Student in Damaskus.“